Nach einer dominanten Saison 2023 für Max Verstappen und Red Bull sah es für die aktuellen Meister auch in den ersten Monaten diesen Jahres nach einer dominanten Vorstellung aus. Dieser Eindruck hat sich mit der wiedererstarkten Konkurrenz seit Miami verflüchtigt. Mit dem ersten Rennen nach der Sommerpause, das an Lando Norris geht, hat Verstappen nun fünf Rennen in Folge nicht gewonnen.
Mclaren und Norris sind die Konkurrenz Nr. 1
Mit Norris’ Sieg in Miami begann die Red Bull-Dominanz zu bröckeln. Allerdings machten sowohl Mclaren als auch Norris nicht viel aus ihren Möglichkeiten und vergaben leichtfertig Punkte, sodass Norris’ Rückstand in der Fahrermeisterschaft auf 78 Punkte angestiegen war. Mit dem Sieg in Zandvoort fehlen Norris nur noch 70 Punkte. Ein immer noch großer Abstand, doch wie Norris den Sieg eingefahren ist, ist höchst interessant. Er startete zwar schlecht, machte ab dann jedoch keine Fehler. Verstappen zu überholen, war dieses mal kein Problem. Ohne zu straucheln zog Norris vorbei und baute seinen Vorsprung zum Niederländer auf souveräne 23 Sekunden aus.
Dies ist das erste mal seit Miami, dass ich das Gefühl bekomme, dass die Kombination Mclaren und Norris ohne Einschränkungen funktioniert. Der Mclaren hatte schon häufiger das Potenzial zu gewinnen, teilweise sogar dominant. Gelungen war das Norris seit Miami jedoch nicht mehr. Die Sommerpause scheint Team und Fahrer gut getan zu haben und auch wenn der Weg noch weit scheint, so ist man Verstappen definitiv auf den Fersen. Wenn nicht für 2024, dann für 2025. Die Konstrukteursmeisterschaft dürfte Mclaren Red Bull wohl relativ einfach abnehmen dürfen. Seit Miami hat Red Bull nur einmal mehr gepunktet als Mclaren, wodurch der Vorsprung auf 30 Punkte geschmolzen ist.
Red Bull weiter auf Abwegen
Der Erfolg von Mclaren dürfte Red Bull mittlerweile einigem Druck aussetzen. Auch Verstappen macht dem Team Druck. Auch mit einem fehlerfreien Rennen reicht es nur für den zweiten Platz. Dem medialen Druck, Sergio Perez zu ersetzen, der seit Mitte 2023 durch fehlende Performance auffällt, widerstand Red Bull und setzt weiterhin auf den Mexikaner. Mit 16 Sekunden Rückstand zu Verstappen darf man Zandvoort zu seinen besseren Leistungen zählen. Es sprang zwar nur der sechste Platz raus, aber bei der aktuellen Performance von Red Bull ist das nur wenig verwunderlich, denn auch für Verstappen wurde es zum Rennende hin eng.
Ferrari plötzlich auf Pace – von Red Bull
Ein Überraschungskandidat für den Niederlande GP war Ferrari. Im Qualifying fehlte der Truppe aus Maranello fast eine Sekunde auf der recht kurzen Strecke in Zandvoort. Im Rennen war man jedoch voll bei der Musik. Charles Leclerc holte wider jeglicher Erwartung den dritten Platz. Am Ende fehlten sogar nur 2,5 Sekunden zu Max Verstappen, was die starke Performance von Ferrari unterstreicht. Nach einem langen Tief, das nach dem Monaco GP folgte, sind P3 und P5 von Leclerc und Carlos Sainz vermutlich Balsam für die Seele der Tifosi. In diesem Rennen war man zwar hinter Mclaren und Red Bull, doch anders als jüngst wieder klar vor Mercedes.
Mercedes geht die Puste aus
Vor der Sommerpause gewann Mercedes 3 der letzten 4 Rennen. In Zandvoort kommt jedoch die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen. Lewis Hamilton scheidet in Q2 aus und verhindert damit ein deutlich besseres Rennergebnis und George Russell fehlt die Rennpace, um seine bedeutend bessere Startposition in einen adäquaten Abstand zu seinem Teamkollegen zu verwandeln. Zudem setzt Mercedes strategisch aufs falsche Pferd und fährt als einziges Top-Team eine Zwei-Stopp-Strategie – vermutlich, da man eh nichts zu verlieren hatte. Am Ende steht Mercedes holt verhältnismäßig glanzlose Ergebnisse mit P7 und P8.
Der Alpine-Spagat
Für Alpine gab’s ebenfalls Zählbares. Zwei Punkte holte Pierre Gasly nach einer beeindruckenden Performance. Bedeutend schlechter lief das Rennen für Esteban Ocon, der nie die passende Balance fand. Aston Martin holte mit Fernando Alonso den zehnten Platz. Somit gibt’s auch für Aston Martin einen Punkt, doch auch dieser dürfte die Erwartungen des ambitionierten Teams nicht erfüllen. Haas und die Racing Bulls gingen leer aus.
Tiefpunkte für Williams und Sauber
Besonders schlecht lief das Wochenende für Williams und Sauber. Logan Sargeant zerlegte sein Fahrzeug im dritten Training und soll laut Medienberichten noch vor Monza ersetzt werden, da Williams die Geduld mit dem Amerikaner ausgehe. Zusätzlich wurde Alexander Albon aus einem tollen Qualifying disqualifiziert, da sein Unterboden die vorgeschriebenen Maße überschritten hatte. Insgesamt performte Williams jedoch besser als Sauber. Für das schweizer Formel 1-Team, das bald von Audi übernommen wird. Mit P19 und P20 stellt das Team das absolute Schlusslicht dar, das als einziges zweimal überrundet wurde – pro Fahrzeug.