In einem actiongeladenen Rennen konnte sich Lewis Hamilton gegen Max Verstappen und Lando Norris durchsetzen. Zum ersten Mal seit Saudi Arabien 2021 steht der Brite auf dem obersten Treppchen und kann damit seinen 104. Sieg zelebrieren. 9 dieser Siege holte er in Silverstone und ist damit alleiniger Rekordhalter für die meisten Siege auf einem Kurs. Durch den stetig zunehmenden und wieder abnehmenden Regen war das Rennen ein stetiges Hin und Her.
Mercedes wieder an der Spitze der Formel 1
Bereits im Qualifying am Samstag zeichnete sich die starke Performance der Mercedes ab. Seit einigen Rennen tritt das Team deutlich formstärker auf und konnte mit beiden Autos in die erste Startreihe vorfahren. George Russell holte die Pole Position, Hamilton startete das Rennen von Platz 2 vor Norris und Verstappen. Bei einsetzendem Regen machte Hamilton zunehmend Druck auf Russell, überholte ihn und blieb im internen Teamduell vorne und konnte somit jederzeit bevorzugt seine Boxenstopp-Calls an Teams durchgeben. Nur Norris und Oscar Piastri waren in gemischten Bedingungen vor beiden Mercedes, doch mit dem richtigen Timing beim Wechsel zurück auf Slicks schaffte Hamilton den Undercut gegen Norris, was ihm letztlich den Sieg gegenüber dem Mclaren brachte. Verstappen konnte er durch gutes Reifenmanagement auf Abstand halten. Russell fiel durch die Strategie zwischenzeitlich hinter Verstappen zurück und musste das Fahrzeug wegen eines Defekts abstellen.
Max Verstappen erneut genial – Perez erneut mit Rückschlag
Red Bull war in Silverstone definitiv nicht mit dem schnellsten Paket unterwegs. Auch wenn Verstappen beim Start direkt an Norris vorbeikam, stimmte die Red Bull-Pace im ersten Stint nicht, sodass Norris wieder an Verstappen vorbeizog. Auch Piastri überholte den WM-Führender und sogar Carlos Sainz im Ferrari brachte den amtierenden Weltmeister in Bedrängnis. Verstappen bewies seine Qualitäten mit dem perfekten Call zum Wechsel auf Intermediates. Hierbei gelang ihm der Undercut gegen Piastri und Russell. Als die Strecke wieder abtrocknete, zog Verstappen auf harten Slicks an Norris vorbei, dessen weiche Slicks ihn zunehmend mit Problemen konfrontierten. Verstappen fuhr mit einem brillanten und nahezu fehlerfreien Rennen, in dem er zwischenzeitlich bestenfalls auf Top 5-Kurs war, auf Platz 2 vor und baut somit den Abstand zum WM-Zweiten Norris weiter aus. Perez hingegen beendete das Qualifying früh im Kiesbett, hatte eine höchst suboptimale Strategie, wirkte aber auch sonst sehr zahnlos und beendet erneut ein Wochenende ohne Zählbares. Angezählt ist wohl nur er selbst, trotz jüngster Vertragsverlängerung.
Mclaren patzt erneut – Lando Norris ebenfalls
P3 und P4 klingt wie ein sehr gutes Teamergebnis. Allerdings dürfte Mclaren trotz 27 Punkten unzufrieden aus Silverstone abreisen. Beide Fahrer hatten Siegchancen und konnte diese nicht nutzen, weil sowohl Team als auch Fahrer Fehler gemacht haben. Piastri wurde eine Runde zu spät für Intermediates reingeholt und verlor dadurch etwa 20 Sekunden und mehrere Positionen. Später war Piastri auf Mediums der schnellste Mann im Feld und holte P4.
Für Norris sah es lange Zeit deutlich besser aus. Doch für ihn kam der Wechsel zurück auf Slicks zu spät, wodurch Hamilton an ihm vorbeizog. Norris entschied sich für frische Softs statt für frische Mediums. Während die Reifen bei Hamilton hielten, gingen sie bei Norris ein. Dadurch konnte er weder Hamilton angreifen, noch den auf Hards fahrenden Verstappen hinter sich halten. Am Ende kam nur der vierte Platz zusammen und der Abstand zu Verstappen wächst weiter auf 84 Punkte – trotz ähnlich starkem Paket seit Miami. Für Mclaren war am Wochenende definitiv mehr drin.
Ferrari im Abwärtstrend
Positiv aufgefallen ist Sainz, der lange Zeit mit der Spitzengruppe mitkam, sich letztlich dennoch gegen Mclaren, Mercedes und Red Bull geschlagen geben und abreißen lassen musste und nach einem Stopp zwei Runden vor Schluss nochmal die schnellste Runde holte. Der fünfte Platz kann dennoch nicht über die mangelnde Pace gegenüber den drei großen Kontrahenten hinwegtäuschen und auch die Punkteausbeute ist alles andere als optimal. Für Charles Leclerc passt seit seinem Heimsieg beim Monaco GP wenig zusammen. In Silverstone holte er keine Punkte, auch weil Ferrari bei der Strategie experimentierfreudiger wurde und ihm früh Intermediates aufzog. Hätte klappen können, war aber in diesem Fall ähnlich verheerend wie Leclercs Strategie in Montreal.
Nico Hülkenberg – die Überraschung der letzten Wochen
Nico Hülkenberg gelang es bereits beim Rennen in Spielberg, den sechsten Platz vor einem Red Bull einzufahren. In Silverstone wurde der Emmericher erneut sechster und holt damit weitere acht Punkte für Haas. Das Audi Formel 1-Team, für das Hülkenberg bald fahren wird, dürfte die starke Form von Hülkenberg ebenfalls freuen. Mit diesem Punkteergebnis fehlen Haas nur noch vier Punkte zu Racing Bulls, die jüngst enteilt schienen. Mit Yuki Tsunodas zehntem Platz halten die Racing Bulls zumindest mit einem erkämpften Punkt dagegen. Auch Alex Albon konnte zwei Punkte einfahren, Logan Sargeant wirkte in Silverstone ebenfalls souverän, auch wenn es nicht für Punkte gereicht hat. Williams verkürzt damit den Rückstand zu Alpine auf nur noch fünf Punkte.
Aston Martin – Zwischen Enttäuschung und Ernüchterung
Die letzten Wochen dürften vor allem für Aston Martin sehr ernüchternd gewesen sein. In Spanien und Österreich holte man keinen einzigen Punkt und konnte lediglich mit Sauber, Williams und vereinzelt Racing Bulls konkurrieren. Selbst Alpine wirkte stärken als der britische Hersteller. In Silverstone ging für Alpine nichts, während Aston Martin zumindest nochmal punkten konnte. Fernando Alonso holte den achten Platz, Lance Stroll den siebten. Während zehn Punkte eine durchaus beachtliche Punkteausbeute sind und der Trend in Silverstone wieder ein wenig nach oben zeigt, kann es nicht der Anspruch von Aston Martin sein, von einem Haas besiegt zu werden. Von der Performance, die man zu Saisonbeginn zeigen konnte, ist wenig übriggeblieben, die Top 4-Teams sind mittlerweile enteilt.
In zwei Wochen geht’s weiter mit dem Ungarn GP. Mit dem derzeitigen Formtief von Red Bull dürfen wir auch dort einen spannenden Grand Prix erwarten, bei dem Verstappen vielleicht erneut seine WM-Führung ausbaut – obwohl er nicht das stärkste Paket hat.