Max Verstappen im Q2 des Australien GP - Quelle: Twitter @redbullracing

In den ersten zwei Grand Prix der aktuellen F1-Saison trat Red Bull dominant auf. Beim Australien GP wirkte Red Bull in den Trainingssitzungen blass und weckte die Hoffnung, dass der Kampf an der Spitze enger wird. Wie realistisch ist ein Zweikampf um den Sieg?

Carlos Sainz überzeugt beim Formel 1-Comeback

Der frisch am Blinddarm operierte Carlos Sainz konnte sich nach seiner Auszeit in Jeddah – durch eine Blinddarmoperation – wieder ins Cockpit schwingen. In den Trainingssitzungen gab zwar Teamkollege Charles Leclerc das Tempo vor, doch in den entscheidenden Qualifyings war Carlos Sainz durchweg schneller. In den ersten zwei Qualifyings setzte er die Spitzenzeit, in Q3 konnte sich nur Max Verstappen gegen den Spanier durchsetzen.

Verstappen zeigt sich erst im Qualifying

Nachdem er keine der vorigen Sessions anführte, drehte Max Verstappen erst dann voll auf, als es drauf ankam. Im dritten Qualifying nahm er Carlos Sainz fast 3 Zehntel ab. Obwohl Red Bulls Longrun-Zeiten am Freitag noch nicht dominant wirkte, legt Verstappens Pole-Zeit nahe, dass Red Bull entweder im Training ein konservatives Programm gefahren ist oder entscheidende Pace von Freitag auf Samstag gefunden hat. Teamkollege Sergio Perez konnte zwar den dritten Platz einfahren, wurde jedoch um 3 Plätze zurückversetzt, da er in Q1 Nico Hülkenberg aufgehalten hatte.

Ist Ferrari im Rennen stärker?

Dennoch hatte Ferrari freitags die stärksten Longrun-Zeiten. Und die Strecke in Melbourne ist für Ferrari ein durchaus erfreulicher Schauplatz gewesen. Zumindest konnte man 2022 einen dominanten Sieg einfahren. Seither hat sich einiges an der Hackordnung geändert, sodass Ferrari schon 2023 nicht an der Vorjahresleistung anknüpfen konnte, doch der Auftakt zur Saison 2024 zeigt ein stärkeres Gesamtbild eines Ferrari-Teams. Zuletzt zeigte Charles Leclerc mit seiner späten schnellsten Runde in Jeddah, dass die Problematik mit dem Reifenabrieb, die Ferrari lange besorgte, endlich der Vergangenheit angehört. Mit den entsprechenden Vorzeichen ist es nicht unwahrscheinlich, dass Ferrari Red Bull herausfordern kann. Sollte es Probleme bei Verstappen geben, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen, könnte Carlos Sainz zur Stelle sein.

McLaren stärker als Mercedes

Lando Norris und Oscar Piastri hatten ein erfreuliches Qualifying. Die Mclaren-Piloten konnten sich nicht nur vor beiden Mercedes platzieren, sondern im Fall von Lando Norris sogar einen Ferrari (Charles Leclerc) besiegen. Lando Norris geht damit von Platz 3 ins Rennen, Oscar Piastri startet seinen Heim-GP von Platz 5 aus.

Was ist das Problem von Mercedes?

Bereits in Jeddah offenbarte sich eine Schwäche von Mercedes, da man in schnellen Kurven das Nachsehen gegen die Konkurrenz hatte. In Melbourne qualifizierte sich George Russell auf P7, Lewis Hamilton schied in Q2 aus und startet von P11. Lewis Hamilton kommentiert selbstkritisch, er sei nicht konstant genug und sein Teamkollege mache einen besseren Job mit dem Fahrzeug, da er nun 3 mal in Folge unterlegen war. Auch im Rennen hatte George Russell bislang die Oberhand und mit zunehmender Dirty Air, je weiter die Ground Effect-Autos entwickelt werden, ist es wahrscheinlich, dass George Russell auch in Melbourne die Oberhand hat, da er mit einer deutlich besseren Ausgangsposition ins Rennen geht.

Hoffnung für die F1

In Bahrain und Saudi Arabien wirkten die stärksten 5 Teams – Red Bull, Ferrari, Mclaren, Mercedes & Aston Martin – deutlich überlegen gegen die Verfolgerteams. Die Chance auf Punkte ergab sich bei den derzeit schwächeren Teams nur durch den Ausfall von Lance Stroll in Jeddah. Mit dem Qualifying in Australien gelang es Yuki Tsunoda, sich vor 3 der Top Team-Fahrzeuge zu qualifizieren. Somit startet er nicht nur vor Lewis Hamilton, sondern auch vor Lance Stroll und Fernando Alonso, der erstmals in dieser Saison seinem Teamkollegen unterlag. Zu George Russell fehlten Yuki Tsunoda lediglich 69 Tausendstelsekunden. Ein Hoffnungsschimmer, dass mit fortlaufendem Saisonfortschritt zumindest mehr Abwechslung in den Punkterängen aufkommt.

Williams mit einer unbequemen Entscheidung

Die geringe Wahrscheinlichkeit für Punkte zwingt einige Teams zu harten Maßnahmen. Alex Albon crashte seinen Williams am Freitag und beschädigte das Chassis, sodass nur ein Chassis für Qualifying und Rennen übrig bleibt. Doch entgegen der Intuition, dass Alex Albon nun nicht teilnehmen könne, lässt man ihn nun mit dem Chassis von seinem Teamkollegen Logan Sargeant antreten. Dieser musste nun für das restliche Wochenende aussetzen, da für ihn folglich kein Chassis verfügbar ist.

Aus sportlicher Sicht ist das zwar eine recht unfaire Entscheidung, doch auch eine nachvollziehbare. Punkte als Team außerhalb der Top 5 zu erzielen, ist – wie zuvor ausgeführt – 2024 schwieriger als in früheren Saisons. Mit Alex Albon hat Williams eine höhere Chance, Punkte zu erzielen als mit Logan Sargeant. 2023 ging jedes teaminterne Qualifying-Duell an Alex Albon, im Rennduell stand es 16:4. In der aktuellen Saison war Alex Albon in beiden bisherigen Qualifyings und Rennen überlegen.

Solche Einschnitte müssen insbesondere bei kleineren Teams gemacht werden, da man bei neuen Ausbaustufen von Teilen wenige Exemplare herstellen möchte, um Geld zu sparen, welches in weitere Entwicklungen investiert werden kann. Aber auch bei großen Teams sind etwaige Einschnitte immer häufiger zu beobachten, da das Budget Cap auch jenen Teams, die zuvor schier unendliche Freiheit hinsichtlich Entwicklungs- und Herstellungskosten hatten, ein Limit an Ausgaben auferlegt.