Das fünfte Rennwochenende der Saison war zugleich auch das erste Sprintwochenende 2024. Im neuen Sprint-Format findet das Sprintqualifying am Freitag statt, der Sprint sowie das Qualifying zum Rennen am Samstag und das Rennen wie gewohnt am Sonntag.
Max Verstappen gewinnt ersten China GP seit 2019
Das Wochenende verlief aus Red Bull-Sicht weitestgehend wie erwartet. Einzig im Sprintqualifying, das durch zunehmenden Regen über die 3 Sessions hinweg herausstach, konnte Verstappen sich nicht als Erster durchsetzen. Es reichte für den Niederländer nur zu P4. Im Sprint waren die Performance-Probleme jedoch recht schnell passé. Verstappen brauchte einige Runden zum Warmwerden und marschierte vor bis auf P1. Sergio Perez verbesserte sich im Sprint von Startposition 6 auf die dritte Position. Im Qualifying belegte Red Bull Startreihe 1. Im Rennen war Verstappen weiterhin auf hohem Niveau unterwegs, sein Sieg war nie gefährdet. Perez holt zwar erneut ein Podium, doch blieb er nicht nur gegen Teamkollegen Verstappen, sondern auch gegen Mclaren-Pilot Lando Norris chancenlos.
Mclaren fordert Ferrari in Shanghai heraus
Die bislang klare zweite Kraft der Saison war Ferrari. In Shanghai konnte jedoch Mclaren die großen Ausrufezeichen setzen. Lando Norris holte die Pole Position für den Sprint und konnte trotz misslungenem Start an den Ferrari dranbleiben, Piastri direkt dahinter. Im Qualifying waren beide Mclaren vor beiden Ferrari auf den Position 4-7 und im Renntrimm gab Norris die Pace im direkten Duell vor. Am Ende war er knapp 10 Sekunden vor Charles Leclerc und rund 20 Sekunden vor Carlos Sainz. Einzig Piastris Rennpace konnte den starken Eindruck von Mclaren am China-Wochenende leicht trüben. Der Australier holte die achte Position. Es bleibt abzuwarten, ob Mclaren diesen Trend aufrechterhalten kann.
Hat Charles Leclerc seine Form wiedergefunden?
Ferraris Saison verlief bisweilen sehr gut. Ein Sieg, mehrere Podien und ein klarer zweiter Platz in der KWM dürften das Team aus Maranello zufrieden stimmen. Einzig die Performance der Fahrer dürften in Anbetracht der nächstjährigen Ferrari-Fahrerpaarung ein paar Fragezeichen aufgeworfen haben. Immerhin fehlten Sainz nach 4 Rennen nur 4 Punkte zu Leclerc – obwohl er in Saudi Arabien wegen einer Blinddarm-Operation aussetzen musste.
In Shanghai konnte Leclerc nahezu jede Session für sich entscheiden. Einzig im Sprintqualifying unterlag er dem Spanier. Im Sprint zog er nach einem passioniert geführten Zweikampf vorbei an seinem Teamkollegen. Im Qualifying übertraf Leclerc Sainz um knappe 8 Tausendstelsekunden, im Rennen fiel das Teamduell deutlicher zugunsten von Leclerc aus. Kleinere Formtiefs gab es beim Monegassen häufiger, überwinden konnte er sie bislang immer.
Was passiert bei Lewis Hamilton?
Ein großes Fragezeichen der Saison ist Mercedes. Lewis Hamilton konnte im Sprintqualifying und im Sprint viele Akzente setzen, indem er beide Sessions auf P2 beendete – das mit Abstand beste Ergebnis für Mercedes 2024. Im Qualifying reichte es auf einmal nur noch für Startplatz 18 und P9 beim Zieleinlauf. Für George Russell verlief das Wochenende genau andersrum. Enttäuschendes Sprintqualifying, immerhin ein Punkt im Sprint und mit P8 im Qualifying und P6 im Rennen gelang ihm übers Wochenende gesehen eine klare Steigerung. Mercedes kann sich zwar weiterhin gegen Aston Martin behaupten, doch vorne enteilen Mclaren, Ferrari und Red Bull mit riesigen Schritten.
Aston Martin und die Fahrerfrage
Während Fernando Alonso mit der siebten Position vermutlich erneut das Maximum aus dem Aston Martin rausgeholt hat, und somit seine jüngste Vertragsverlängerung nochmal als die richtige Entscheidung seitens Aston Martin unterstreichen konnte, hatte Lance Stroll einen Black Out-Moment während der Safety Car-Phase und fuhr Daniel Ricciardo plump ins Heck. Am Ende sprang nur die 15. Position für den Kanadier raus. Nach einzelnen Highlights, die Stroll hin und wieder setzt, ist das erneut eine sehr ernüchternde Leistung. Und mit Mercedes in Reichweite, hätte man einen zuverlässig punktenden Zweitfahrer, wird es für Aston Martin langsam ziemlich teuer, Stroll als Fahrer zu halten.
Nico Hülkenberg überzeugt erneut
Für Haas ging es in China auch ein wenig drunter und drüber. Am Ende sprang für Nico Hülkenberg erneut ein Punkt raus – und das nur etwa 2,5 Sekunden hinter Lewis Hamilton. Haas ist also weiterhin auf dem besten Weg, P7 in der Konstrukteursmeisterschaft zu sichern und schließt sogar ein wenig zu den Racing Bulls auf. Diese hatten ein Wochenende zum Vergessen.
Während Daniel Ricciardo beim Zwischenfall mit Lance Stroll maßgeblichen Schaden am Heck davontrug und das Auto in letzter Konsequenz abstellen musste, blieb auch Yuki Tsunoda kurz nach dem Safety Car nicht verschont und wurde von Kevin Magnussen aus dem Rennen genommen. Der einzig positive Aspekt für Racing Bulls ist, dass Ricciardos neues Chassis wohl den gewünschten Effekt hatte und der Australier sich an diesem Wochenende stärker als sein japanischer Teamkollege präsentieren konnte.
Alpine nach Upgrade im Aufwind
Da es an einem Sprintwochenende nur ein freies Training gibt, war die Zeit zum Testen des neuen Upgrades für Alpine, sehr begrenzt. Esteban Ocon durfte dieses als erster Pilot nutzen, während Pierre Gasly in Miami nachziehen wird. Durch die knappe Testzeit entfaltete sich das Potenzial des Upgrades erst im Laufe des Wochenendes. Somit unterlag Ocon Gasly sogar im Sprintqualifying, war im Sprint nur knapp vor seinem Teamkollegen, konnte jedoch im Qualifying mit P13 das beste Saisonergebnis für Alpine einfahren – 0,240 Sekunden vor Gasly – und war im Rennen nur 2,4 Sekunden vom ersten Punkt für das französische Team entfernt. Der Alpine schien auch in den Händen von Gasly gut zu funktionieren, der etwa 6 Sekunden hinter Ocon ins Ziel kam, doch das Wochenende gibt aus Alpine-Sicht Anlass, entschlossener in die Zukunft zu blicken.
Sauber mit überraschendem Formel 1-Wochenende
Auch Sauber konnte an diesem Wochenende Akzente setzen. Im Sprintqualifying zogen beide Fahrer ins dritte Qualifying ein. Im Samstagsqualifying gelang Valtteri Bottas der Einzug ins Q3. In Summe reichte es jedoch weder bei Bottas, noch bei Zhou Guanyu für Punkte, der als erster Chinese in der Formel 1 seinen ersten Heim-GP fahren konnte. Der Grundspeed scheint jedoch zu stimmen, denn im Sprint gelang es Zhou, sich zumindest in den Top 10 zu halten. Dennoch bleibt Sauber weiterhin punktlos in der Saison 2024.
Auch Williams hat nach 5 Rennen nichts Zählbares. Die Performance in Shanghai war bedenklich. Im Sprintqualifying holte man P18 und P20, im Sprint ging es nur auf P17 und P18 nach vorne. Das Qualifying beendete man auf den Position 14 und 20, während Albon im Rennen zumindest auf P12 vorfahren konnte. Anders als nach den ersten vier Rennwochenenden wirkte Williams in China jedoch nicht wie das souveränste der drei bis dato punktlosen Teams.