Das Sprintwochenende in Miami war ein ganz besonderes, vor allem für Lando Norris. Zum ersten Mal in seiner Karriere gewinnt der Brite ein Formel 1-Rennen. Und das, obwohl Max Verstappen, der sonst ein Abonnement auf den ersten Platz hat, das Rennen ebenfalls beenden konnte. Wie kam es zu Norris’ erstem Erfolg und wieso unterlag der Niederländer dem Briten?
Mclaren mit Update die neue F1-Spitze?
Zum ersten nordamerikanischen GP der Saison brachte Mclaren ein substanzielles Upgrades, das viele Bereiche des Fahrzeugs adressiert. Während Lando Norris sämtliche neuen Teile erhielt, bekam Oscar Piastri nur einen Teil der Upgrades. Die neuen Teile scheinen jedoch den gewünschten Performancegewinn zu bringen. Immerhin konnte Mclaren bereits im Sprintqualifying überzeugen, auch wenn es nicht zur Pole Position reichte. Auch im Sprint und im Qualifying konnte Mclaren noch nicht ganz an die Spitze des Feldes, doch im Rennen offenbarte sich die wahre Performance, die Mclaren nun erbringen kann.
Piastri gelang ein toller Start. Er konnte aus eigener Kraft früh auf den zweiten Platz vorfahren, indem er Charles Leclerc überholte. Später wurde sein Fahrzeug durch eine unglückliche Kollision mit Carlos Sainz, bei der der Spanier etwas zu forsch vorging, beschädigt. Norris hatte einen weniger glücklichen Start, hing eine Weile hinter Sergio Perez fest, hatte jedoch nach dessen Boxenstopp einige Reserven, sodass er im Anschluss mit seiner Pace glänzen und nach vorne aufschließen konnte.
Das Safety Car sichert Norris seinen ersten F1-Sieg
Mit dem starken Tempo konnte Norris den Abstand ausreichend zufahren, um nach dem Safety Car, das in Runde 28 durch einen Crash zwischen Kevin Magnussen und Logan Sargeant gerufen wurde, als Führender das Rennen wiederaufzunehmen. Kurioserweise sammelte das Safety Car Verstappen als vermeintlichen Führendenden für die SC-Phase ein, wodurch sich zwischenzeitlich ein riesiger Abstand für Norris ergab, der das Rennen tatsächlich anführte, ehe das Safety Car den Rest des Feldes durchließ. Vermutlich hätte Norris auch so das Rennen nach dem Safety Car angeführt, dennoch könnte solch ein Fehler in bestimmten Momenten kontroverser sein, als er es hier wurde. Als das Rennen wiederaufgenommen wurde war die Pace von Norris überlegen. Auch wenn Norris durch das Safety Car ein wenig Glück hatte, war der Mclaren fortan uneinholbar und zeigte, dass die Pace definitiv stimmte.
Red Bull fehlte die Balance
Mit dem zweiten und dem fünften Platz hat Red Bull ein ordentliches Rennen abgeliefert, und zumindest den Sprint konnte Verstappen am Vortag für sich entscheiden. Doch bereits im ersten Stint konnte sich Verstappen nur geringfügig von Piastri absetzen, ehe er im zweiten Stint Norris klar unterlag. Daher dürfte es bei Red Bull einige Sorgenfalten geben, insbesondere, da dies das erste Wochenende für das neue Mclaren-Update war und Updates in der F1 in jüngster Vergangenheit mehrere Wochenendenden benötigt haben, ehe sie ihr volles Potenzial entfalten. In den kommenden Wochen wird die Pace von Red Bull und Mclaren im Vergleich definitiv interessant zu beobachten sein. Wenn Mclaren die Performance bestätigen kann, könnten sich Norris und Piastri nochmal in den WM-Kampf einklinken. Vielleicht war aber auch einfach nur die Vorbereitung für Red Bull nicht optimal, da die Trainingszeit beim Miami-Wochenende durch das Sprintformat sehr begrenzt war. Für Letzteres wäre auch die schwache Performance von Red Bull in Relation zu Ferrari ein starker Indikator.
Mercedes AMG wieder zwischen Top und Flop
Der große Wurf gelang Mercedes über das gesamte Wochenende nicht. Die Upgrades haben wenig bis gar keinen Performance-Gewinn gebracht. Im Sprintqualifying schieden beide Piloten in Q2 aus, im Rennqualifying gelangen immerhin P7 und P8. Russell war in beiden Qualifying-Sitzungen (für Sprint und Rennen) knapp vor Hamilton. In den Rennsitzungen hatte Hamilton das schnellere Tempo. Im Sprint holte er sich eine Strafe durch zu schnelles Fahren in der Boxengasse, wodurch er aus den Punkterängen rausfiel. Beim Start des Sprints war er ein wenig übermütig und Mitauslöser einer Kollision, bei der Lance Stroll und Norris die Leidtragenden waren. Im Rennen holte er den sechsten Platz, blieb dabei nah an Perez dran und zeigte damit, dass die Pace des Mercedes durchaus auch mit der Pace eines Red Bull mithalten kann. Russell blieb über das gesamte Wochenende etwas unauffälliger. In Summe war das Wochenende für Mercedes vermutlich ernüchternd, da man zwar vereinzelt an Mclaren, Ferrari und Red Bull dran war, jedoch nie wirklich den Ton angeben konnte. Das einzige Trostpflaster ist, dass direkter Konkurrent Aston Martin noch blasser wirkte als Mercedes.
Alpine holt ersten Formel 1-Punkt
Während das Rennwochenende in China bereits ermutigend für Alpine war, konnte man in Miami erstmals Zählbares mit nach Hause nehmen. Esteban Ocon beendete das Rennen auf dem zehnten Platz und besiegte damit Nico Hülkenberg im Haas im direkten Duell. Für Alpine ist das der erste Punkt der Saison 2024 und ein klares Zeichen, dass sich das Team trotz schwachem Start in die richtige Richtung entwickelt.
Haas holte indes Punkte im Sprint durch eine starke Performance von Hülkenberg, der jüngst einen Vertrag bei Audi ab 2025 unterschrieben hat. Teamkollege Kevin Magnussen fiel nur negativ auf, indem er sich im Sprint 25 Sekunden an Strafen anhäufte und auch im Rennen blieb der Däne nicht unbestraft, da er mit Logan Sargeant kollidierte und diesen aus dem Rennen nahm.
Daniel Ricciardo kann wieder grinsen!
Mit einem vierten Platz im Sprintqualifying und im Sprint konnte Daniel Ricciardo endlich wieder an Leistungen anknüpfen, die man aus Renault- und Red Bull-Zeiten vom Australier gewohnt war. Das waren die ersten Zähler, die Ricciardo in dieser Saison holen konnte. Im Qualifying und Rennen hatte er jedoch nicht so viel Grund zur Freude, da er sich als 18. qualifizierte, als Letzter startete – aufgrund einer Strafe beim China GP – und das Rennen als 15. beendete. Für Yuki Tsunoda lief das Rennen bedeutend besser als der Sprint. Mit dem siebten Platz konnte Yuki Tsunoda sechs weitere Punkte fürs Team sichern, womit die Racing Bulls auf 19 Punkte kommen, während der direkte Konkurrent Haas nur 7 Punkte auf dem Konto hat.
Williams war der Verlierer des Wochenendes. Sargeant kollidierte mit Kevin Magnussen und konnte das Rennen nicht beenden. Alexander Albon verbremste sich spät im Rennen, während der Williams ohnehin nicht allzu performant schien und fuhr als Letzter über die Linie.